Rathaus Charlottenburg, Berlin

Imposant: Der 89 Meter hohe Turm ist heute ein beliebter Aussichtspunkt

In der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Charlottenburg zu einer immer attraktiver werdenden Wohngegend. Besonders wohlhabende Bürger waren hier auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Hinzu kam die Ansiedlung mehrerer Industrieunternehmen wie Siemens und Schering. Im Jahre 1877 wurde Charlottenburg zum eigenständigen Stadtkreis erhoben und hatte bereits 1893 mit rund 100.000 Einwohnern den Status einer Großstadt.

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Das alte Rathaus genügte schon bald nicht mehr, so dass pünktlich zum 200. Jahresjubiläum Charlottenburgs (1905) der Neubau feierlich eröffnet wurde. Mit dem repräsentativen Bau sollte der neue Status als Großstadt verdeutlicht werden.

Das neue Charlottenburger Rathaus wurde unter der Leitung von Heinrich Reinhardt und Georg Süßenguth in den Jahren von 1899 bis 1905 erbaut. Der 89 Meter hohe Turm des Rathauses ist ein guter Aussichtspunkt, um ganz Charlottenburg zu überblicken. Figuren verschiedener Handwerkszünfte zieren die Fassade an der Straßenfront. Als architektonische Highlights im Inneren des Rathauses gelten die Festsäle und das Treppenhaus. Zwischen 1911 und 1916 wurde das Rathaus um die Sparkassenhalle erweitert. Heute befindet sich hier die Stadtbibliothek.

Nach den schweren Schäden des Zweiten Weltkrieges wurde das Rathaus durch den Architekten Hans Günther nach fünfjährigem Wiederaufbau im Jahre 1952 neu eröffnet. Später, im Jahr 1988, wurde das Dach des Rathauses in einem neuen Stil gedeckt und so der äußere Eindruck etwas verändert.

Im zweiten Geschoss wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine Gedächtnishalle eingerichtet, in der an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft der Jahre 1933 bis 1945 erinnert werden soll. Im Flur zum Pommernsaal befindet sich eine Fotogalerie, die der Opfer und Widerstandskämpfer während der nationalsozialistischen Herrschaft gedenkt. Zu diesen Personen zählen Kurt Ackermann, Dr. Dietrich Bonhoeffer, Dr. Klaus Bonhoeffer, Charlotte Eisenblätter, Matthias Erzberger, Dr. Liselotte Gloeden, Wilhelm Leuschner, Erich Mühsam, Bernard Lichtenberg, Ernst Thälmann und viele mehr.

Die Umgebung des Rathauses: Der Stadtbezirk Charlottenburg

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Charlottenburg zunächst viele Neubausiedlungen rund um den Ernst-Reuter-Platz geschaffen. Seit Ende der 1970er Jahre wurde der Neubau jedoch nicht weiter vorangetrieben, sondern die Umgestaltung von vorhandenen Wohnflächen zunehmend in den Vordergrund gestellt.

Durch zwei Ereignisse rückte der Stadtteil Charlottenburg kurzzeitig in das Blickfeld der 68er-Bewegung: So wurde im Jahr 1967 bei einer Demonstration gegen den Schah von Persien der Student Benno Ohnesorg ohne erkennbaren Grund von einem Polizisten niedergeschossen. Darüber hinaus wurde im April des Jahres 1968 Rudi Dutschke, einer der bekanntesten Figuren der Studentenbewegung, auf offener Straße angeschossen und lebensgefährlich verletzt.

Der Stadtbezirk Charlottenburg ist heute jedoch insbesondere rund um den Kurfürstendamm 148 eine sehr attraktive Wohngegend und beliebte Geschäftsadresse. Auch Theater, wie das Theater des Westens 158, oder Museen, wie beispielsweise das Bröhan Museum 175, befinden sich in diesem Stadtteil Berlins.

Die prächtige Fassade des Rathauses

Das Rathaus wurde im 2. Weltkrieg schwer beschädigt

Im 2. Stock erinnert die Gedächtnishalle an die Opfer der Nazis