Krongut Bornstedt, Berlin

In unmittelbarer Nähe zum Schlosspark von Sanssouci 217 liegt Bornstedt. Der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane schwärmte geradezu für den kleinen Ort, der oft als "italienisches Dörfchen" beschrieben wird. In Bornstedt befindet sich das Krongut Bornstedt, dessen Geschichte bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht: Wer in historischem Ambiente ein wenig schlemmen, schauen und stöbern will, der ist hier genau richtig.

Idyllisch am Bornstedter See gelegen, scheint hier ein Hauch von Italien Einzug gehalten zu haben. Mehrere pastellfarbene Gebäude gruppieren sich um einen großzügigen Marktplatz herum. In den einstigen Wirtschafts- und Wohngebäuden des Gutshofes wird heute traditionelle Handwerkskunst hautnah erlebbar gemacht. Hutmacher, Töpfer, Kerzenzieher und Glasmacher erwarten die Besucher. Besonderer Clou dabei: die Waren sind nicht nur käuflich zu erwerben, sondern man kann vereinzelt den Handwerkern bei ihrer Arbeit zuschauen oder sich gar selbst einmal ausprobieren.

Unbedingt vorbeischauen sollte man auch beim Barbier samt historischer Parfümerie oder dem königlich preußischen Hofuhrmacher. Im Gutsladen werden unter anderem Sanddorn- und Wildfruchtspezialitäten aus der Region angeboten. Für Interessierte der brandenburgisch-preußischen Geschichte hält der Hofbuchladen eine reiche Auswahl bereit.

Verliebte Pärchen können sich im Herrenhaus das Ja-Wort geben und auch für das leibliche Wohl ist ausreichend gesorgt. Die königliche Hofbäckerei bietet köstliche Backwaren zum Verkauf an. Nach altem Rezept wird das Brot traditionell im Steinofen gebacken und ein unvergleichlicher Geschmack wird garantiert. Kaffeehaus-Atmosphäre verspricht das Café Victoria. Die Gäste werden zudem mit Eiskreationen sowie Schokoladen- und Kaffeespezialitäten verwöhnt. Wer wissen will, wie der Alte Fritz seinen Kaffee am liebsten mochte, der sollte einmal den "Café Fridericus Rex" probieren.

Ein Glasbläser fertigt auf Krongut Bornstedt eine Glasschale

Töpferarbeiten nach historischem Vorbild

Der Weihnachtsmarkt ist einen Besuch wert

Etwas zünftiger geht es im Brau- und Brennhaus zu. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts gab es hier eine Bierbrauerei. Diese alte Tradition wird heute fortgeführt. Neben dem hauseigenen Braunbier "Bornstedter Büffel" stehen Liköre und Brände aus der hauseigenen Hofbrennerei zur Auswahl. Dazu werden typische Gerichte der brandenburgischen Landesküche serviert.

Auch Weinfreunde kommen auf ihre Kosten. Ein reichhaltiges Angebot von über 500 Weinen bietet Habel´s Weinscheune. Wer sein Gläschen Wein in urig-gemütlicher Atmosphäre genießen möchte, der sollte hinab in die Kellergewölbe des Herrenhauses steigen. Hier befindet sich der historische Weinkeller.

Die Bezeichnung "Krongut" stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt ging das alte Landgut in den unveräußerlichen Besitz der preußischen Krone über. Kurze Zeit später zerstörte ein Brand das Gebäudeensemble fast vollständig. Der Preußenkönig und Italien-Liebhaber Friedrich Wilhelm IV. (1795 - 1861) nutzte die Chance und ließ das Krongut umbauen. Dem Baustil italienischer Landhausvillen entlehnt, entstand somit ein Landgut ganz nach königlichem Geschmack. Nach aufwendigen Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen hat das Krongut wieder zu seinem alten Charme zurückgefunden.

Seit 2002 ist das Krongut Bornstedt für die Öffentlichkeit zugänglich und hat sich seitdem zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Großen Anklang finden auch die zahlreichen Veranstaltungen, die in der stimmungsvollen Atmosphäre zu einem besonderen Erlebnis werden.

Für PKW-Anreisende stehen größtenteils kostenpflichtige Parkplätze zur Verfügung (z.B. Besucherparkplatz zur Historischen Mühle), von denen aus man in nur wenigen Gehminuten zum Krongut gelangt. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht man das Krongut Bornstedt per Bus (Haltestelle "Ribbeckstraße") oder mit der Straßenbahn (Haltestelle "Kirschallee"). Wer einmal in Bornstedt Halt gemacht hat, sollte auch bei der nahe gelegenen Kirche vorbeischauen.

An dem Potsdamer Vorort Bornstedt fand nicht nur Fontane, sondern auch Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) Gefallen. Nur wenige Schritte vom Bornstedter Krongut entfernt, ließ der Preußenkönig im Jahre 1856 die Bornstedter Kirche errichten.

Im Kircheninneren sind drei barocke Grabplatten (=Epitaphen) aus dem 18. Jahrhundert zu bewundern. Darunter befindet sich auch der Grabstein des Freiherrn Jakob Paul von Gundling (1673-1731). Geachtet und zugleich verspottet, ist mit diesem Namen ein trauriges Lebensschicksal verbunden. So fiel dem Gelehrten unter der Regentschaft des Soldatenkönigs (Friedrich Wilhelm I.) eher die Rolle eines Hofnarren zu. Ob seine Vorliebe für den Alkohol aus den Schikanen und Spötteleien resultierte, oder ob sie erst der Beweggrund dafür waren, bleibt indes unklar. Allerdings soll der Freiherr von Gundling in einem Weinfass auf dem Bornstedter Friedhof beerdigt worden sein.

Vor allem der idyllische Kirchfriedhof hat eine gewisse Bekanntheit erlangt. Denn neben den Dorfbewohnern fanden hier auch zahlreiche Hofbeamte ihre letzte Ruhestätte. Darunter der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné (1789-1866) sowie der Baumeister und Schinkelschüler Friedrich Ludwig Persius (1803-1845).